An Ex-hibition c. by Kasia Fudakowski —Ginerva Gambino

Wann ist eine Ausstellung eine Ausstellung? Was muss passieren, damit ein kuratorisches Konzept ,,aufgeht“? Welche Rollen nehmen GaleristIn und KuratorIn dabei ein? Alle diese Fragen beschäftigen die Macher jedes künstlerisches Projektes, das auf ein Präsentation hinausläuft. Aus diesen Fragen eine Ausstellung zu machen, und damit ein Problem als ihr (einziges) begründenden Konzept ist eine ganz andere Sache. Denn es bedeutet, die Un-beantwortung der üblichen Fragen nach dem ästhetischem und künstlerischem Wert mit in Kauf zu nehmen. Kasia Fudakowski, Künstlerin, und Laura Henzler, Galeristin, haben dies gewagt. Was dabei rausgekommen ist, ist eine Erfahrung wert.

Idee war eine Gruppenausstellung zu schaffen, aber unter der gleichzeitigen Ablehnung der kuratorischen Rolle durch Kasia – die Künstlerin hat sich nicht wohl damit gefühlt, unter ihren bekannten KünstlerInnen die große Richterin zu spielen und mit dem Ergebnis der fertigen Ausstellung ihr ästhetisches Urteil aufzudrücken. Daher wurde ein an-ästhetisches Auswahlprinzip zum ,,kuratorischen Konzept“: Kasia lud 4 ihrer Ex-freunde, allesamt Künstler, ein, im Rahmen einer Gruppenausstellung in den Örtlichkeiten der Galerie Ginerva Gambino in Köln teilzunehmen. Ausstellen durften sie was sie wollten, so lange ein bestimmtes Budget eingehalten wurde. Zwei antworteten und stellten Arbeiten zur Verfügung, die nun in der Galerie zu sehen sind. Eine Videoarbeit mit einer Art Beziehungskrise-Single-man Muppetshow, Auszug aus dem Cartoonkunst Programm von Wilhelm Klotzek (,,Die Briefmarke“, 2018), und eine Photographie von Alexander Brenchley, das als Selbstportrait ihn, seine Frau und seine Tochter mit Zahnpastalächeln und seltsam bunt angezogen in die Kamera schauend zeigt (,,Hugs and Kisses“, 2017). An einer Wand hängen noch eingerahmt Kopien der Emails, zu persönliche Stellen geschwärzt, die Kasia an die beiden geschickt hat. Sonst ist der Raum leer.

Künstlerische Aussage des Ganzen? Ästhetischer Wert? Grenzwertig. Aber darum geht es hier nicht. Der Besucher soll sich nicht mit Kunst aufhalten – sonder seine eigenen Wahrnehmungsgewohnheiten hinterfragen, auf denen solche als normativ geltend, selten angezweifelte Kategorien wie ,,Kurator“ , ,,Galerie“ und ,,Ausstellung“ aufbauen. Ohne irgendeine intendierte Aussage zu vermitteln, trägt die Ausstellung somit die Handschrift der Künstlerin. Denn Kasia ist Meisterin der Erschaffung solcher ,,akward“ Momente, die selbstverständlich daherkommen, aber uns auf eine dreist-humorvolle Weise perplex lassen. Eine solche Erfahrung ist die Ex-hibition, ein Ausstellungskonzept, das an dem in sich unsinnigem Gedanken ausgerichtet ist, ob man es ,,nicht einfach von Anfang an falsch machen könnte“ (Laura Henzler). Umfassende Details über die Künstlerin-Kuratorin sind notwendig, um das Ganze mit einem Konzept zu füllen, das keines seins soll. Dabei wird die Galerie zu einem persönlichen Ort: schließlich ist sie mit Auszügen aus dem Beziehungsleben der Künstlerin gefüllt, selbst die Abwesenheit der beiden anderen adressierten Ex-freunde ist spürbar. Was hat die Einen wohl bewegt teilzunehmen? Und die Anderen dazu, nicht zu antworten? Die Art des noch bestehenden Verhältnisses zu Kasia? Vielleicht auch die persönliche Meinung zu dem Konzept? Oder war Bewegungsgrund schlicht, ausstellen zu können? Ebenso offen bleibt in Ex-hibition, ob beide Arbeiten in der Ansprache des Themas ,,Trennung“  als universelle Anekdoten anzusehen sind oder ob sie tatsächlich eine persönliche Verarbeitung der Beziehung zu Kasia darstellen. Und obwohl wir auf dieser Ebene der Künstlerin nahe kommen, bleibt die Frage im (Galerie)Raum ob Ex-hibition eine Ausstellung von Kasia ist. Denn alles, was wir sehen, ist in einer Eigendynamik geschaffen worden, der Einladung an die Ex-freunde, die sich eben frei jedes kuratorischen Einflusses von Kasia entwickelt hat. Wann ist eine Ausstellung eine Ausstellung? Bei Alice in Wunderland wird ekstatisch der Nicht-Geburtstag gefeiert. Wer die gekonnte und gedankentiefe Umsetzung eines an sich unmöglichen Konzeptes, der affirmativen Nicht-Kuratierung, erfahren will, der sollte sich Ex-hibition anschauen.

Ausstellungsansicht  |  courtesy of the artist/ ginerva gambino